TESTBERICHT: OAC KAR 147 – Ski oder Schneeschuh?

Obwohl der KAR 147 in seinem Heimatland Finnland recht verbreitet ist, sind solche Ski bei uns eher unbekannt. Aus diesem Grund will ich sie hier einmal vorstellen und herausfinden ob man sie wirklich als Ski bezeichen kann. Entstanden sind sie ursprünglich aus ganz einfachen Holzskiern, die in Skandinavien und Kanada von Jägern benutzt wurden. Sie werden von OAC nun schon seit fast 10 Jahren hergestellt. Der KAR ist 1,47 m lang, 130 mm breit und wiegt mit Bindung 1,9 kg pro Stk.

Gefertigt werden sie in üblicher Cap-Bauweise mit Stahlkanten und sind sehr sauber verarbeitet. Eine Besonderheit ist der ungeschliffene Unicoat Belag. Dieser ist nur für Flüssigwachse und nicht zum Heißwachsen geeignet. Vermutlich weil der Belag preiswerter ist und es bei diesen Skiern nicht so auf die Gleiteigenschaften ankommt, hat sich OAC für diesen Belag entschieden. Meines Wissens gibt es den Ski aber auch mit einem gesinterten Belag. In der Steigzone ist auf 54 cm Länge ein synthetisches Fell eingelassen.

Die standardmäßig montierte EA-Bindung ist für normale Wanderschuhe vorgesehen und lässt sich auf verschiedene Schuhgrößen einstellen. Die Schuhe werden mit Riemen und großen, gut bedienbaren Ratschverschlüssen festgeschnallt. Die Ferse ist, wie bei Backcountry-Skiern permanent frei, wobei der Drehpunkt etwas nach hinten verlagert ist. Dabei ist in der Bindung ein Gummi integriert, damit das Fersenteil bei jedem Schritt etwas nachgeben kann. Obwohl fast vollständig aus Kunststoff, macht die Bindung einen soliden und durchdachten Eindruck.

In der Praxis bieten die permanenten Felle gute Steigeigenschaften und solange der Schnee weich ist, macht es große Freude damit unterwegs zu sein. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn die Schneeoberfläche hart gefroren ist oder man auf einer festen Piste abfahren möchte. Zwar hängt der Abfahrtsspaß auch bei üblichen Backcountry-Skiern stark von den Schneeverhältnissen ab, bei den OAC stellt sich dies aber extrem dar. Zum einen ist der Kanteneinsatz bei derart breiten Ski ohne feste Kunststoffschalenstiefel sowieso nicht gut zu bewerkstelligen, hier kommt aber noch dazu, dass die Ski durch das Fell, je nach Aufkantwinkel, mehr oder weniger stark gebremst werden. Dies bringt einem jeweils völlig aus dem Gleichgewicht, so dass sie sich auf hartem Untergrund nur mit größter Mühe um die Kurve fahren lassen. Solange man jedoch nur geradeaus fährt, macht sich die Bremswirkung der Felle hingegen durchaus positiv bemerkbar. Dann können auch ungeübte Skifahrer mäßig steile Hänge ganz gut abfahren.

Das heißt, das Einsatzgebiet des OAC KAR 147 ist weicher Schnee, am besten natürlich schöner, tiefer Neuschnee – und nicht zu steiles Gelände. Da macht er richtig Spaß, und zwar meiner Meinung nach erheblich mehr als Schneeschuhe. Denn vor allem im flachen oder wenn es leicht bergab geht, gleitet man damit sehr angenehm voran. Nur im steilen Gelände, da sind die handlicheren und griffigeren Schneeschuhe im Vorteil.

Unterm Strich denke ich, es sind eher keine Ski. Ich würde sie eher Gleitschneeschuhe nennen. D.h. wer mit dem Gedanken spielt, sich solche „Gleitschneeschuhe“ zuzulegen, sollte sie auf keinen Fall als Alternative zu Backcountry-Skiern sehen, sondern als Alternative zu Schneeschuhen. Dafür halte ich sie für gut geeignet.

Das Video zu diesem Beitrag gibts hier:

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