SKIWANDERN – Was meint das eigentlich und mit welchen Ski geht das am besten?

Weil diese Frage in letzter Zeit vermehrt aufgetaucht ist, hier ein Beitrag dazu, denn es kommt, wie so oft, darauf an:

Gegenüber dem klassischen Skilanglaufen ist man beim Skiwandern eher gemütlicher unterwegs, etwa vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Joggen und Wandern. Außerdem ist man beim Skiwandern nicht unbedingt auf Loipen angewiesen, sondern geht auch mal auf verschneiten Wegen bzw. querfeldein.

Skiwandern mit Tourenskiern

Gegenüber dem Skitourengehen grenze ich das Skiwandern folgendermaßen ab: Bei einer typischen Skitour steigt man auf einen Berg und fährt anschließend wieder herunter. Sobald aber eine Skitour so flach ist, dass man beim Abfahren kaum schwingen muss, würde ich es eher als Skiwanderung bezeichnen. Klar kann man so eine flache Skitour auch mit Tourenskiern machen, aber eigentlich man braucht diese aufwändigere Ausrüstung für flaches Gelände nicht.

Skiwandern mit Langlaufskiern

Andererseits kann man durchaus auch mit Langlaufskiern skiwandern. Wenn es z.B. ein paar Zentimeter Neuschnee auf einer festen Unterlage hat, lässt es sich auch mit klassischen Langlaufskiern prima abseits der Loipen laufen. Ist der Schnee aber sehr tief oder die Schneeoberfläche eisig, dann wird es mit schmalen Langlaufskiern ohne Stahlkanten schwierig.

Auch werden mehrtägige Langlauftouren wie z.B. die Erzgebirgsmagistrale, der Rennsteig oder die Grande Traversée du Jura, als Skiwanderungen bezeichnet. Da diese hauptsächlich über gespurte Loipen führen, kommt man mit Langlaufskiern am flottesten voran. Dabei halte ich die etwas breiteren und kürzeren Nordic-Cruiser für geeigneter als ganz schmale, eher sportliche Langlaufski.

Skiwandern mit Backcountry-Skiern

Sogenannte Backcountry-Ski decken nun den Bereich zwischen Langlaufskiern und Tourenskiern ab. Wie klassische Langlaufski sind sie mit einer permanenten Steighilfe ausgestattet. Dies hat gegenüber Tourenskiern den Vorteil, dass man sich zumindest in moderatem Gelände das An- und Abfellen erspart. Andererseits verfügen Backcountry-Ski über Stahlkanten wie Tourenski, was abseits der Loipe ein Vorteil gegenüber Langlaufskiern darstellt.

Aber auch beim Skiwandern mit Backcountry-Skiern gilt, dass der Spaß sehr stark von den Schneebedingungen abhängig ist. Auf eisigen Wegen oder bei zerfahrenem bzw. verblasenem Altschnee tun sich besonders Anfänger sehr schwer. Bei schönem Neuschnee dagegen geht alles viel einfacher.

Seit einigen Jahren gibt es nun auch in Deutschland ein recht umfangreiches Angebot an Backcountry-Skiern in verschiedensten Breiten und entsprechend unterschiedlicher Vorspannung. Da hängt die Wahl davon ab, ob man eher Langläufer oder abfahrtsorientierter Skiwanderer ist. Darüber hinaus spielen auch die Schneeverhältnisse eine Rolle Bei tiefem Schnee sind breite Ski angenehmer, auf hartem Schnee tut man sich mit schmaleren Ski leichter. Möchte man auch längere Strecken in gespurten Loipen laufen, sollte die Schaufel nicht breiter als 70mm sein.

Bei der Wahl der passenden Skilänge ist, wie bei Langlaufskiern. weniger die Körpergröße als das Körpergewicht maßgeblich. Ein kürzerer Ski mit weniger Vorspannung bietet bergauf guten Halt, gleitet aber nicht so gut. Ein längerer Ski mit mehr Vorspannung gleitet besser, hat aber entsprechend schlechtere Steigeigenschaften.

Bindungen und Schuhe zum Skiwandern

Backcountry-Skischuhe haben gegenüber Langlaufschuhen und Touren-Skistiefeln den großen Vorteil, dass sie auch für längeres marschieren gut geeignet sind.

Am meisten verbreitet sind Schuhe für Bindungen der NNN-BC-Norm. Diese funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie übliche Langlaufbindungen, sind aber etwas größer und stabiler dimensioniert.

Aber auch das altbewährte Bindungsystem der Nordic-75-Norm ist weiterhin verbreitet. Hierfür sind auch stabilere Schuhe für mehr abfahrtsorientierte Skiwanderer erhältlich. Die N75-Norm wird auch für Telemark-Bindungen verwendet.

Seit letztem Jahr ist außerdem die Xplore-Bindung von Rottefella auf dem Markt. Ihr Prinzip ähnelt dem einer Pin-Bindung aus dem Skitourenbereich. Ehrlich gesagt sind mir die Vorteile dieser Neuerung nicht klar. Deshalb kann ich dazu nichts berichten.

Insgesamt sollte man den richtigen Schuhen unbedingt ausreichend Beachtung schenken. So kommt es beim längeren Skiwanderungen primär auf die Bequemlichkeit an, wogegen ein festerer Schuh beim Abfahren bessere Kontrolle über die Ski ermöglicht.

Wo gibt es Backcountry-Ski, Schuhe usw.?

In Deutschland sind mir aktuell nur sehr wenige Ladengeschäfte bekannt, die Backcountry-Ski führen. Das sind die Geschäfte von Sport-Conrad in Penzberg und Garmisch, sowie Sport-Albert in Muldenhammer. Vor einiger Zeit hat auch Sport-Kiefer in Freiburg Backcountry-Ski ins Sortiment genommen und bietet diese auch zum Verleih an. Darüber hinaus bieten zahlreiche Online-Versandhändler Backcountry-Skier an.


3 Kommentare zu „SKIWANDERN – Was meint das eigentlich und mit welchen Ski geht das am besten?“

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Ski. Ich habe vorher noch nie von Skiwandern gehört. Gut zu wissen, dass dies auch mit einfachen Skier möglich ist. Ich war bisher nur normal Skifahren.

  2. Ganz lieben Dank für den hochspannenden Bericht zum Thema Ski Ausrüstung! Ist für Anfänger eine bestimmt Ski Marke, wie beispielsweise Nordica Skis oder Head Ski, geeigneter oder ist das Modell zu vernachlässigen und es richtet primär nach der richtigen Technik, wie schnell Fortschritte erzielt werden? Beste Grüsse

    1. Es freut mich, dass mein Bericht gefällt. Eine bestimmte Marke, oder spezielle Modelle für Anfänger gibt es bei Backcountry-Skiern nicht. Die Wahl hängt primär davon ab, was für Touren man mit den Skiern hauptsächlich machen möchte. Für konkrete Fragen stehe ich da ggf. gerne zur Verfügung.
      Viele Grüße
      Roger

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